Rückblick 2022

24. Dezember:
Frost, Hagel, Hitze und Trockenheit - im 2022 hatten wir im Rebberg das volle Programm! Die letzten Wochen vor der Ernte zeigten sich hingegen von der schönsten Seite und wir sind überzeugt, dass es einen Spitzenjahrgang ähnlich wie 2018 gibt. Und last but not least: am 24. Dezember schnitten wir Reben bei rund 10 Grad Celsius. Schöne Festtage - hoffentlich mit einem guten NUGEROLO!

Zeichnung Walti RebbergWinterruhe nach einem verrückten Rebjahr



Anfangs Oktober:
Alle Trauben sind gelesen und im Keller klingt die Gärung ab. Hektik und Sorgen liegen hinter uns und wir geniessen die schönen Oktobertage. Jetzt ist auch Steinpilzzeit. Weine und Pilz - das passt!

Wein und Pilz 1Eine Flasche NUGEROLO und ein Steinpilzrisotto - das ist himmlisch!


11. und 12. September:
Grande Finale eines turbulenten Rebjahres! So früh wie noch nie haben wir den Cabernet Jura gelesen. Die Reife war optimal, die Zucker- und Säurewerte gut. Die einen Trauben waren perfekt, die anderen zeigten auf der Wetterseite noch Spuren des Hagels vom Mai. Das verursachte ziemlich Putzarbeit. Dank dichten Seitennetzen und Elektrohag gab es fast keine Frassschäden. Und auch die Kirschessigfliege und Wespen machten sich noch nicht allzu stark bemerkbar. Kurz - wir sind sehr zufrieden mit der Ernte. Herzlichen Dank den vielen Lesehelferinnen und -helfern. Es waren zwei anstrengende aber herrliche Tage.

Ernte Cabernet 12.9.22
Cabernet Traube Ernte 2022
ernte 2022 znüni
Tolle Ernte des Cabernet Jura am 11. und 12. September


26. August:
Super Wetter und ein tolles Team: Am Freitag, 26. August haben wir den Solaris geerntet. 440 Kilo, 101 Oechsle und 10gr/l Säure - wir sind rundum zufrieden. Die Qualität ist super. Bis die Trauben abgebeert, gepresst, behandelt, der Saft getrennt und schliesslich die Gärung eingeleitet war, wurde es tiefe Nacht. Und dann war der Keller noch nicht geputzt. Viel Arbeit also vor und nach der Ernte. Aber diese Arbeit macht Spass.

Ernte Solaris 2022
Frühe Ernte des Solaris - aber immer noch eine Woche später als 2018


23. August:
Endlich: Am 19./20. August kam der ersehnte Regen - definitiv last Minute! Die Reben erholen sich rasch vom extremen Trockenstress. Nun können wir uns auf eine tolle Ernte freuen. Die Qualität der Trauben ist super. Dank den Seitennetzen hält sich der Wespen- und Vogelfrass in Grenzen. Bei den Solaristrauben messen wir bereits gegen 90 Oechsle. In den nächsten zehn Tagen werden wir ernten. Die Cabernet Jura Trauben sind anfangs bis Mitte September erntereif. Im Keller ist alles bereit - Tanks und Maschinen sind blitzblank geputzt. Die spannendste Zeit im Jahr beginnt.

Solaris August 2022
Topqualität beim Solaris - noch brauchen sie ein paar weitere Sonnentage!


9. August:
Die Trockenheit ist extrem! Seit Wochen kein richtiger Regen. Die alten Rebstöcke des Solaris und Cabernet Jura halten sich aber erstaunlich wacker. Diejenigen Rebstöcke, die auf felsigem Untergrund stehen, leiden allerdings stark unter Trockenstress. Um ihr Überleben zu sichern, führen wir täglich eine Notration Wasser in Kanistern und Kleintanks herbei. Eine mühsame Arbeit, aber hoffentlich nützt es, um die Pflanzen zu retten. Den Traubenertrag haben wir frühzeitig reduziert. Die Qualität ist super, aber jetzt müsste es mal regnen!

Trockenheit
Wie in Sizilien - so sieht unser Rebberg zurzeit aus!

31. Juli:
Immer noch kein Tropfen Regen. Die Trockenheit ist in unserem steinigen und flachgründigen Rebberg gross, die Reben sind gestresst. Wir haben den Farbumschlag genutzt, um eine 2. Ertragsreduktion vorzunehmen. Es tut weh, ein paar hundert Kilo schöne Trauben auf den Boden zu schneiden. Aber jetzt müssen die Rebenpflanzen entlastet werden. Es wird sich auch in Form einer höheren Qualität auswirken. Mit ein paar Kilos der abgeschnittenen Trauben produzieren wir Verjus für den Hausgebrauch. Wer Verjus nicht kennt: Unbedingt probieren.

Ertragreduktion1
Ertragsreduktion2
Die grünen Trauben werden zu Verjus verarbeitet


Ende Juli:
Es ist weiterhin heiss und trocken. Regen ist nicht in Sicht. Noch stehen die Reben in sattem Grün. Unter Trockenstress ist das Wachstum aber eingestellt. Die dreijährigen Hochstamm-Solaris mussten wir bewässern. Mehltau ist vorläufig kein Thema, aber früher als je machen sich bereits lästige Wespen im Rebberg bemerkbar. Der Solaris haben wir deshalb bereits eingenetzt, beim Cabernet Jura ziehen wir die Netze in den nächsten Tagen. Die Traubenentwicklung ist rund 2 Wochen früher als im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Die Ernte wird also früh sein, beim Solaris rechnen wir mit Ende August! Beim Cabernet Jura ist der Farbumschlag bereits in vollem Gange. Die Ernte dürfte auf Mitte September fallen.

Farbumschlag 2022
So früh wie letztes Mal im 2018: Farbumschlag beim Cabernet Jura (Bild vom 27. Juli)


19. Juni:
34 Grad! Doch die Reben scheinen unter der Hitze nicht zu leiden. Nach wie vor ist der Arbeitsdruck im Rebberg hoch. Der Cabernet Jura ist stark gewachsen und ragt bereits einen halben Meter über den obersten Draht. Demnächst werden wir oben wipfeln. Hunderte von Schachbrettfalter flattern im Rebberg. Seit einigen Tagen gesellt sich auch der Weisse Waldportier dazu. Ein wunderbarer Gross-Schmetterling! Er existiert gemäss Tagfalter-Atlas nur noch an wenigen Orten im Jura. Bei uns im Rebberg findet er in den umliegenden Magerwiesen auf der aufrechten Trespe (Bromus erectus) und in den Rebgassen ideale Lebensbedingungen. Waldportiers im Rebberg - einen besseren Beweis für die naturnahe Wirtschaftsweise lässt sich kaum finden!

Weisser Waldportier
Der Weisse Waldportier


Anfangs Juni:
Es summt und brummt im Rebberg. Das tierische und pflanzliche Leben gedeiht. Die Reben wachsen stark und die Arbeit im Rebberg ist intensiv. Triebe erlesen, in die Drähte einschlaufen, aufbinden, entgeizen, Gras mähen - und wenn die vierzigste Reihe fertig ist, beginnt alles wieder von vorne. Aber wir beklagen uns nicht, es ist eine schöne Zeit. Kurz von den angesagten Gewittern haben wir auch die erste Spritzung gemacht, um die Reben vor Falschem und Echtem Mehltau zu schützen. Wir verwenden keine chemisch-synthetischen Spritzmittel, sondern nur Schwefel, wenig Kupfer, Alginure und Fyytosafe. Letzteres ist ein rein biologisches Produkt und soll die Abwehrkräfte der Pflanze stärken.

Heckenrosen
Rund um den Rebberg blühen die Heckenrosen


Mitte Mai:
Mitte Mai herrschen fast sommerliche Temperaturen und die Reben wachsen stark. Aber die Spuren des schwierigen Frühlings sind unübersehbar: Der Megafrost von Anfangs April (vermutlich sanken die Temperaturen sogar unter minus 6 Grad!) haben die Knospen stärker beschädigt als befürchtet. Die Austriebe sind verkorkst und die ersten Blättchen erfroren. Am 4. Mai prasselte ein Hagelsturm genau über Nuglar nieder und schädigte das junge Grün. Und als ob nicht schon genug Schaden angerichtet wäre, taten sich in den letzten Tagen nachts eine Schar Rehe im Rebberg gütlich und frassen hunderte von Jungtrieben ab. Es braucht starke Nerven in diesen Tagen. Freude macht hingegen der junge Solaris. Er wächst kerngesund und die Rehe scheinen ihn nicht zu mögen.

rebberg
Der Wiesensalbei blüht wunderschön in unserem Rebberg - aber genau hier durch plant der Gemeinderat den Bau einer Abwasserleitung. Wir sind entsetzt!


Mitte April:
Über die sonnigen und warmen Ostertage explodiert die Vegetation geradezu. Die späten Kirschbäume blühen und die Rebknospen schwellen. Bald sind die ersten Blättli sichtbar.

Blust 2022
Um die Artenvielfalt zu erhalten und Nützlinge zu schonen, mähen wir nur jede zweite Rebzeile


Anfangs April:
Nach den hohen Temperaturen Ende März ist der Winter nochmals eingebrochen. Nicht der viele Schnee, sondern der extreme Frost mit Temperaturen von minus 6 Grad in der Nacht vom 3. auf den 4. April machte den Obstanlagen und den Reben zu schaffen. Die alten Rebstöcke sind vermutlich nicht geschädigt, unklar ist es hingegen bei den jungen Solaris.

Wintereinbruch april
Nach dem Schnee kam die Frostnacht


Frühlingsanfang:
Punktgenau auf Frühlingsanfang blüht und spriesst es im Rebberg. Gundelrebe, Ehrenpreis, Taubnessel und Löwenzahn zaubern Farbe in die Rebzeilen. Wir sind daran, die Tragruten auf den Bindedraht zu binden. Noch sind die Reben in Winterruhe.

Traubenhyazinten 2022
Die ersten Traubenhyazinten blühen



Anfangs März:
Immer noch sind die Nächte sehr kalt. Wir warten noch mit dem Aufbinden der Reben. Die Triebe sind zu kalt zum Biegen.
Ende Februar beendeten wir den Grobschnitt. Wir liessen eine Frostrute stehen. Die Spuren des vergangenen Jahres, Echter Mehltau und Schwarzfleckenkrankheit, sind auf den Ruten deutlich sichtbar. Der Pflanzenschutz wird im 2022 ganz besonders wichtig sein.

rebenschneiden christine
Auf dem Rebholz sind die Spuren des schwierigen vergangenen Jahres sichtbar

1. Januar:
Margritli und Ehrenpreis blühen und wir schneiden die Reben im Hemd! Einer der wärmsten 31. Dezember schliesst das Rebenjahr mit all seinen Kapriolen. Ein Prosit aufs neue Jahr 2022!

Margritli
Rebenschneiden Hanspi
Reben schneiden am Silvester!